Dichtigkeits / Feuchtigkeits Prüfung

Betrifft mehrere oder keinen bestimmten Hersteller.
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frank
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Dichtigkeits / Feuchtigkeits Prüfung

#1 Beitrag von frank »

Ich war jetzt in einem Werk zu besuch, in dem hochpreisige Wohnmobile hergestellt werden. Ind hatte die Gelegenheit mir von einen Profi die Dichtigkeits / Feuchtigkeits Prüfung zeigen und erklären zu lassen.
messgeraet.jpg
In der Regel werden Kapazitive Messgeräte verwendet, ähnlich dem Beispiel auf diesem Bild. Es gibt auch Geräte, die haben zwei Metallspitzen, welche in das zu überprüfende Material gedrückt werden und dann über eine Widerstandsmessung die Feuchtigkeit bestimmen. Da dies die Oberfläche beschädigt, wird dies nur zum Beispiel für Balken oder Brennholz verwendet.
Die mit den spitzen Pinen machen bei reinem GFK eigentlich keinen Sinn, weil dies keinen Strom leitet, da müsste man schon bis auf das darunterliegende Isoliermattrial / Holz durchstechen.

Ein Kapazitives Messgerät bildet einen Kondensator, welcher sich aus dem Messgerät, dem Körper des Benutzers und der zu prüfenden Oberfläche zusammensetzt!
Und hier liegen schon die Fallstricke für verfälschte Messungen. Das Messgerät muss nach dem Einschalten Kalibriert werden und zwar dann, wenn es so in der Hand gehalten wird, wie
es für die Messung gehalten wird. Man muss dabei das Gerät von allen Oberflächen entfernt halten und darf sich nicht mit der anderen Hand irgendwo abstützen / festhalten.
Nach der Kalibrierung sollte das Gerät so in der Hand gehalten werden, wie es kalibriert wurde. Für die Messung wird das Gerät mit dem Messfühler im rechten Winkel an die zu prüfende Oberfläche gehalten. Bedenkt daran das euer Körper Bestandteil der Messung ist und zum Beispiel reicht ein Abstützen mit der anderen Hand aus, um das Messergebnis zu verfälschen!
Probiert dies einmal selbst aus, also Vorsicht uns Konzentration beim Messen. Metall in der zu messenden Oberfläche, oder in der Nähe, verfälscht auch das Messergebnis bzw. mache eine Messung an dieser Stelle unmöglich.
Auch sollte man nicht in Ecken und in der Nähe von Kanten messen, sondern einige wenige Zentimeter Abstand halten.
Viele nicht geschulte Personen machen dies falsch.

Es macht auch keinen Sinn ein Wohnmobil im August zu prüfen, nachdem es mehre Wochen in der Sonne gestanden hat. Dann ist es eh trocken.
Am besten einige Zeit nach einem kräftigen Regenschauer oder nach einer Berieselung. Wenn ihr keine dieser Möglichkeiten habt, dann vorher durch eine LKW-Waschanlage fahren.
Nur so kann man leichtere Undichtigkeiten feststellen. Ansonsten nur einen erheblichen Wasserschaden.

Diese Firma prüft neue Wohnmobile und Fahrzeuge nach relevanten Reparaturen mit Hilfe einer Beregnungsanlage. In dieser Anlage kann das Fahrzeug mehre Stunden künstlich beregnet werden. Das gebrauchte Wasser wird in einem Vorratsbehälter wieder aufgefangen, gereinigt und wiederverwendet um Wasser zu sparen. Danach wird geprüft ob Wasser in das Fahrzeug eingedrungen ist.

Und vorher alle Dichtungen, Verbindungen Klebenähte etc. in Augenschein nehmen und einer genauen Sichtprüfung unterziehen.
Und dabei auch unbedingt das Dach genau überprüfen, da besteht die größte Wahrscheinlichkeit für Undichtigkeiten.
An zweiter Stelle kommt die Bodenplatte, oft kommt die Feuchtigkeit von unten. Holzboden, fehlender Unterbodenschutz, Spritzwasser sind hier die meisten Ursachen. Erst an 3. Stelle kommen Fenster, Türen und Klappen. Dort alle auch Dichtungen auf richtigen Sitz und auf Beschädigungen überprüfen.
Viele Dichtungen werden durch das UV Licht der Sonnenstrahlung und dem Verlust des Weichmachers mit den Jahren porös und möglicherweise undicht.
Auch können die Kunststofffenster und Dachluken aus dem gleichen Grund Haarrisse bekommen, wo Wasser eindringen kann.

Dann erst geht es mit der Messung in das Innere des Fahrzeugs. Alle Fächer, Schränke und die Heckgarage etc. sollten ausgeräumt sein.
Die Wand selber wird auf einer großen Fläche dicht sein. Also rund herum an den Dachluken, um die Klimaanlage und alle Dachdurchführungen und unter Verbindungen messen.
Da Wasser die Angewohnheit hat nach unten zu laufen, ist die Wahrscheinlichkeit an der Wand unter den Fenstern etwas zu finden am größten.
Gleiches gilt für Türen und Klappen. Den Alkoven, falls vorhanden und die Heckgarage nicht vergessen.
Alle Messwerte notieren, damit man bei folgenden Prüfungen vergleichen kann.
Messungen an der Außenseite des Fahrzeuges sind eigentlich unnötig, es sei denn man möchte überprüfen ob sich eine Platte an der Wand vollgesogen hat, oder es ist eine Stelle, wo man von innen nicht herankommt. Dies klappt aber nur wenn die Wand aus GFK oder Holz etc. ist. Bei einer Wand, welche mit Metall beschichtet ist so eine Messung nicht möglich.
Gleiche gilt für Kastenwagen, da ist eine Prüfung ehr unüblich, da es sich um das original Fahrzeug handelt und wegen dem Karosserieblech eh meist nicht möglich.
Klappen, Fenster und Dachluken müssen dann mit einer Sichtprüfung kontrolliert werden.

Es besteht auch die Möglichkeit ein Hydrometer (Wetterstation) im Fahrzeug zu installieren um die Luftfeuchtigkeit im Auge zu behalten.

Ein sehr wichtiges Messgerät ist auch die Nase, wenn man das Fahrzeug betrifft und es modrig oder faulig riecht, lieg meist ein größerer Wasserschaden vor.

Auch ist zu beachten, das Wasser nicht unbedingt von außen eindringen muss, es kann sich auch um Kondenswasser beispielweise durch Schweiss, trocknen nasser Kleidung oder Kochen handeln. Dieses Wasser kondensiert an kalten Materialien und tropft dann herunter, hier hilft nur gutes Lüften und beim Kochen mindestens ein Fenster zu öffnen. Eine Möglichkeit ist auch die Klimaanlage laufen zu lassen, dies verringert die Feuchtigkeit in der Luft erheblich.
Eine andere Gefahr sind undichte Wasserleitungen / Schläuche, Tanks und Kanister etc. , auch geplatzte Warmwasser Boiler und Verbindungen, beispielsweise durch Frostschäden gehören zu dieser Kategorie.
Was viele nicht beachten, das Feuchtigkeit auch oft von unten durch den Boden kommen kann. Ein ausreichender Unterbodenschutz / Hohlraumversiegelung, sollte vorhanden sein und auch dringend kontrolliert werden. Bei Hymer z.B. gehört zur Dichtigkeitsprüfung ein Spray, mit dem bestimmte Stelle unter dem Fahrzeug nachbehandelt werden.


Ich habe da noch ein Video gefunden, was dies nochmal zeigt.


Tom Kyle
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Re: Dichtigkeits / Feuchtigkeits Prüfung

#2 Beitrag von Tom Kyle »

Super Beitrag - alles Gut zusammengefasst und erklärt.....
Man müsste nun mal die Feuchtigkeitsprüfer der Firmen (Palmo) mal bei der Arbeit zusehen.......
Grüße Jörg
mit einem Ahorn Camp 595
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